Notgeld

Mit Deutschlands Kriegseintritt begann die Geschichte des deutschen Notgeldes im 20. Jahrhundert, die erst nach der Währungsreform 1948 ihren vorläufigen Abschluss fand. Dazwischen lagen Zeiten der Hoffnung, dass alles vorbei sei, aber auch Zeiten tiefster Verzweiflung, wie die Inflation mit ihren nicht mehr zu zählenden Nullen auf den Geldscheinen, die Weltwirtschaftskrise und – vor allem – der zweite Weltkrieg, in denen niemand mehr einen Ausweg zu finden glaubte.

Calbenser Notgeld als Wegzoll Eintrittskarte zu den Rolandfesten 2005 - 2009

Calbenser Notgeld als Wegezoll-Eintrittskarte zu den Rolandfesten 2005 - 2009

Der erste Notgeldschein des zwanzigsten Jahrhunderts in Deutschland wurde vermutlich am 31. Juli 1914 in Bremen ausgegeben, also noch vor Beginn des ersten Weltkrieges. Ihm folgten dann aber innerhalb kürzester Zeit so viele andere, dass bis heute ihre genaue Zahl nicht feststeht. Vermutlich haben zu Beginn des Krieges rund 460 verschiedene Stellen fast 2000 verschiedene Scheine ausgegeben, wobei Abweichungen im Papier, in den Kontrollnummern, in der Textanordnung, den Stempeln und den Unterschriften nicht mitgezählt wurden.

Diese Entwicklung wurde durch Kleingeldhamsterei, Panikkäufe und viele andere Gründe vor allem in den vom Feind bedrohten, grenznahen Industriegebieten Elsaß und Schlesien eingeleitet. Hier konzentrieren sich die frühen Notgeldausgaben, die besonders deswegen für Aufsehen sorgten, weil sie zum erstenmal der siegesgewissen deutschen Bevölkerung vor Augen führten, dass doch nicht alles Gold war, was da glänzte. Durch diese Ausgaben wurde nämlich das Recht der Notenbank gebrochen, allein Geldscheine ausgeben zu dürfen. Da aber der akute Zahlungsmittelmangel zu großer Unruhe in der betroffenen Bevölkerung führte – was man auf jeden Fall vermeiden wollte – wurden diese Ausgaben nachträglich für rechtmäßig erklärt.

Dem ersten Notgeldsturm folgte bald der zweite. Der länger als erwartet andauernde Krieg führte zum Steigen der Edelmetallpreise. Der innere Wert der silbernen ½-Mark-Stücke wurde größer als ihr Nennwert, sie verschwanden vom Markt. Diese Lücke musste von den Nickelmünzen geschlossen werden, aber ihre Menge reichte einfach nicht aus. Zudem verschwanden langsam auch die Nickelmünzen, weil das kriegswichtige Metall anderweitig gebraucht wurde. Eisen- und Zinkmünzen traten an ihre Stelle, aber die Prägeanstalten konnten den Bedarf nur zu einem Bruchteil decken. So blieb den Städten und Gemeinden, den Industriebetrieben, Händlern und Gastwirten gar nichts anderes übrig, als ihr eigenes Kleingeld zu produzieren.

Notgeld in Calbe

Das Notgeld in Calbe wurde am 24.April 1917 Notgeld in Umlauf gebracht. Es handelt sich um eine Serie von Scheinen zur Entstehung des Rolands von Calbe, dargestellt wird die Sage zur Rolandentstehung in Calbe.

Wir haben die Idee dieser dargestellten Begebenheit für unsere Rolandfeste zwischen 2005 – 2010 aufgegriffen (Anmerk: 2010 wurde keine Wegezoll mehr erhoben). In den sechs Jahren stellte jeweils ein anderes Motiv die Eintrittskarte zum Fest. Diese „Wegezoll- Eintrittskarte“ ist jetzt bereits ein beliebtes Sammelobjekt. Die Vorderseite des Scheins blieb in allen Jahren gleich.

Notgeld mit der Sage zur Rolandentstehung

2005 Drei Ratsherren beschließen einen Roland für Calbe anfertigen zu lassen. Man berät die weiteren Schritte, die erforderlich sind.
2006 Gemeinsam mit dem Künstler, der den Roland herstellen soll, suchen sie im Wald einen Baum aus. Er wird gefällt und zur Bearbeitung vorbereitet.
2007 Der Bildhauer hat aus dem Stamm zwar den Rumpf des künftigen Rolands herausbekommen, jedoch für die Arme reicht das Holz nicht, denn der Stamm war zu klein.
2008 Um das Werk vollenden zu können, sucht der Künstler einen weiteren geeigneten Stamm im Wald.
2009 Das Werk ist vollendet, der Roland ist fertig und die Ratsherren weihen ihn gebührend bei Wein und Gerstensaft ein. Leider sind die Proportionen des Rolands nicht gut gelungen.
2010 Der Roland ist an seinem Bestimmungsort in Calbe in der Stadt aufgestellt und hält wacht! Da er aber etwas unproportioniert aussieht und sich selbst nicht so richtig gefällt, dreht der Roland sich heimlich um und schämt sich.